NEU.LAND. Stakeholder Forum - Blick in die Veranstaltungshalle

Innovative Lebensmittel vom Acker

Stakeholder Forum am 17. September 2024 in Ruhstorf an der Rott


Die deutlich steigenden Absatzzahlen neuartiger und pflanzenbasierter Lebensmittel, die Suche landwirtschaftlicher Betriebe nach neuen Wertschöpfungspotentialen und die Forschung zu klimaresilienten Speisekulturen haben uns die Frage stellen lassen:

Wie kann die bayerische Land- und Ernährungswirtschaft die Chancen aus den Ernährungs- und Konsumtrends nutzen?

Unter dem Motto "Innovative Lebensmittel vom Acker – Eine Chance für die Land- und Ernährungswirtschaft" fand am 17. September 2024 ein NEU.LAND. Stakeholder Forum in Ruhstorf a. d. Rott statt. In der Siemens Halle 01 trafen sich rund 150 Teilnehmende aus den Bereichen Landwirtschaft, Lebensmittelbranche, Start-ups, Wissenschaft und Beratung. Mitveranstalter waren der LfL-Forschungsschwerpunkt "Innovative Lebensmittel vom Acker" und das europäische Netzwerk EIT Food.

Hier geht es zur LfL-Pressemitteilung.


Die Teilnehmenden profitierten von neuem Wissen aus aktuellen Forschungsergebnissen, lernten Pioniere, sowie Neueinsteiger kennen, erweiterten ihr Netzwerk und brachten ihre eigenen Erfahrungen, Fragen und Sichtweisen in die vier Fachsessions ein.

Gemeinsam diskutierten die Teilnehmenden über Marktpotentiale heimischer Rohstoffe von bayerischen Äckern, Chancen für die betriebseigene Verarbeitung und Direktvermarktung, den Aufbau regionaler Wertschöpfungsketten und über neue Partnerschaften zwischen Start-ups und Landwirtschaft.

Ziel der Veranstaltung war es, das Interesse an Neuem zu wecken und damit Wertschöpfungsketten für Hülsenfrüchte und andere „Future Crops“ von heimischen Äckern anzustoßen.

Im Folgenden sind Informationen, Ergebnisse und Erkenntnisse des Tages kurz zusammengefasst.

Vormittagsprogramm – LfL-Forschungsprojekte


Im optionalen Vormittagsprogramm wurden verschiedene LfL-Forschungsprojekte zum Anbau innovativer Speisekulturen an vier Stationen vorgestellt.

Bilder aus dem Vormittagsprogramm des Stakeholder Forums


Innovation Showcase und Mittagsimbiss


Während des Mittagsimbisses, bei dem sich die Teilnehmenden aus innovativen Produkten von bayerischen Äckern selbst Bowls zusammenstellen konnten, gab es die Möglichkeit, sich in einem "Innovation Showcase" über themenverwandte Produkte und Unternehmen zu informieren. Diese interaktive Plattform fand großen Zuspruch und bot die Chance, innovative Ansätze im Bereich innovative Lebensmittel vom Acker hautnah zu erleben.

Bilder des Mittagsimbiss mit pflanzlichen Lebensmitteln


Folgende Teilnehmerinnen und Teilnehmer präsentierten im Rahmen des Innovation Showcases in einem Markt der Ideen ihre Unternehmen, Produkte oder Projekte:

Bilder aus dem Innovation Showcase



Nachmittagsprogramm mit Keynotes - Impulsvorträgen - Breakoutsessions


NEU.LAND. das landwirtschaftliche Gründerzentrum

Unter dem Motto „NEU IST DAS NEUE NORMAL“ stellten Eva-Maria Brunlehner und Julia Saller NEU.LAND. das landwirtschaftliche Gründerzentrum an der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft vor.
Teil des NEU.LAND. Konzeptes sind im Bereich Vernetzung verschiedene Veranstaltungsformate. Dazu zählen auch die sogenannten Stakeholder Foren. Die Idee ist es, in solchen themenbezogenen Foren gemeinsam mit Stakeholdern, also Interessensgruppen, Netzwerkpartnern und Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Beratung und Praxis Chancen für neue Geschäftsfelder in der Landwirtschaft zu diskutieren, weiterzuentwickeln und damit als Impulsgeber zu wirken.
Mehr zu NEU.LAND. auf der Projektwebseite.


LfL-Forschungsschwerpunkt Innovative Lebensmittel vom Acker

Dr. Robert Schätzl, Forschungskoordinator für den Bereich Nachhaltigkeit an der LfL stellte die Mitglieder und die Themen des Forschungsschwerpunkts Innovative Lebensmittel vom Acker vor.

Im Fokus des 2022 gegründeten Forschungsschwerpunktes stehen die durch die Nachfrage nach neuen pflanzlichen Produkten verändernden Anforderungen an pflanzliche Rohstoffe von bayerischen Äckern. Pflanzenarten, die bisher in Bayern nur in geringem Umfang angebaut wurden, werden nun vermehrt nachgefragt. Das bedeutet auch, dass neue Produkte in den Supermarktregalen zusätzliche Verwendungsmöglichkeiten für Ernteerzeugnisse eröffnen. Um die Landwirtschaft dabei zu unterstützen, geeignete und hochwertige pflanzliche Rohstoffe für innovative Lebensmittel bereitstellen zu können, wird an der LfL in diesem Forschungsschwerpunkt das Know-how aus verschiedenen Instituten und Fachbereichen gebündelt und es wird gemeinsam an dazu relevanten Forschungsfragen gearbeitet.
Mehr zum Thema: LfL-Thema – LfL Forschungsschwerpunkt


Keynote Speaker

In kurzen Impulsvorträgen gaben die drei Keynote Speaker eine thematische Einführung in das Thema der Veranstaltung.

Ernährungstrends – Ernährungssysteme und -verhalten

Dr. Martin Kussmann, Kompetenzzentrum für Ernährung, LfL

Bild von Dr. Martin Kussmann

Dr. Martin Kussmann leitet am Kompetenzzentrums für Ernährung (kurz „KErn“) den Bereich Ernährungswissen & Innovation. Das KErn ist eines von zehn Instituten der LfL und bringt Landwirtschaft, Lebensmittelproduktion und -handel, Verbraucher, Wissenschaft und Bildung zusammen, um integrierte Lösungen für ein gesünderes und nachhaltigeres Ernährungssystem in Bayern zu ermöglichen.

Dr. Martin Kussmann ist außerdem Gründer und Geschäftsführer der Kussmann Biotech GmbH, einem Biotechnologie Beratungsunternehmen in den Bereichen Gesundheit, Ernährung und Nachhaltigkeit.

Weitere Informationen www.kern.bayern.de

Der Keynote Speaker verfügt über einen großen Schatz an Erfahrungen aus seinen bisherigen Tätigkeiten im In- und Ausland und gab in seinem Impulsvortrag einen Überblick über die aktuellen Ernährungstrends und welche Rolle innovative pflanzliche Lebensmittel dabei spielen. „Business as usual“ kann zukünftig mit bald 10 Milliarden Erdbewohnern nicht mehr funktionieren – weder in der Landwirtschaft noch im gesamten Ernährungssystem, darauf verwies Dr. Martin Kussmann gleich zu Beginn.

„Vor gut 100 Jahren haben wir noch gut die Hälfte unseres Einkommens für die Ernährung ausgegeben, heute sind es nicht einmal mehr 15%.“

„In kaum einem hochentwickelten Land sind Lebensmittel so günstig und bekommt man so viel Qualität fürs Geld wie in Deutschland.“

„Eine Reform des Ernährungssystems wird zu diesem Preis allerdings nicht zu haben sein.“

„Eine von drei Kalorien geht auf dem Weg vom Acker auf den Teller verloren – die Reduzierung dieses Drittels an Lebensmittelverlusten ist das wichtigste Ziel dieser Reform.“

Dr. Martin Kussmann plädierte dafür, die „Planetary Health Diet“ der EAT-Lancet Commission in eine „Bavarian Health Diet“ zu übersetzen - unter Berücksichtigung der regionalen Stärken und Besonderheiten und unter Wahrung des Genusses. „Mit Flexibilität, Mut, Optimismus und Innovation können wir das schaffen“, da ist sich Kussmann sicher.

Auf die Frage nach den kritischen Stimmen in Bezug auf die Ernährungsempfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) ging er ebenfalls ein. Kritiker argumentieren hierbei, dass die Empfehlungen teilweise gegen die heimische Landwirtschaft laufen würden, weil durch diese Empfehlungen in Zukunft weniger Fleisch und Milch gekauft würden. Eine pflanzenbetontere Ernährung würde bedeuten, so Kritiker, dass mehr Produkte aus dem Ausland nachgefragt werden, da sie durch die heimische Landwirtschaft nicht erzeugt werden.

Martin Kussmann ist überzeugt, die DGE-Empfehlungen wurden schlecht kommuniziert und auch der Zeitpunkt der Veröffentlichung (kurz vor Ostern 2024) sei ungünstig gewählt worden. Er verwies auch darauf, dass man hier auch die Chancen für die heimische Landwirtschaft erkennen und diskutieren sollte.

Bilder von Dr. Martin Kussmann bei seinem Keynote


Beutel auf und los – Innovativer Ansatz eines Food Startups

Moritz Wiest, Gründer und Geschäftsführer der Good Crop GmbH

Bild von Moritz Wiest von Good Crop

Moritz Wiest ist Gründer und Geschäftsführer der Grood Crop GmbH. Vollkorn und Hülsenfrüchte sind für ihn das Herzstück einer bewussten Ernährung. In Deutschland landen sie allerdings noch viel zu selten auf dem Speiseplan. Good Crop möchte das ändern. Sie machen aus den Lebensmitteln, die wir essen sollten, Lebensmittel, die wir essen wollen. Wieso? Weil ihre Produkte praktisch, vielseitig, sättigend, bunt und lecker sind und weil sie der Schlüssel für eine einfache Küche sind, die ganz unangestrengt gesund und nachhaltig ist - so die Überzeugung von Good Crop.
Konkret vermarktet Moritz Wiest mit seiner Firma aus München vorgegarte und verzehrsfertige Produkte aus Vollkorngetriede und Hülsenfrüchten in Bioqualität, also „ready-to-eat“. Dieser innovative Aspekt „Convenience für die Küche der Zukunft“ war auch der Grund, weshalb Good Crop in diesem Jahr als eines von 30 Leuchtturmprojekten in der Initiative „30 für 30“ ausgezeichnet wurde. Ziel der Initiative ist es, moderne und neue Konzepte auszuzeichnen, die die bio-regionale Ernährung in Bayern voranbringen.

Weitere Informationen www.goodcrop.de


Neben dem Endkundengeschäft hat Moritz Wiest in seiner Keynote einen weiteren wichtigen Kundenkreis benannt: die Anbieter in der Gemeinschaftsverpflegung. Hier möchte Wiest mit seinen Produkten die Lösung für ein zentrales Problem der Anbieter von Gemeinschaftsverpflegung lösen. „Die Gemeinschaftsverpflegung soll günstig, gesund, regional, nachhaltig, lecker, bio, pflanzlich und abwechslungsreich kochen – ist aber gleichzeitig mit akutem Arbeitskräftemangel konfrontiert.“ Seine Lösung: Eine neue Generation Convenience-Lebensmittel im Großgebinde“. Die Produkte sind roh eingewogen, in der Verpackung unter Druck gegart und dadurch gleichzeitig haltbar gemacht. So sparen die Produkte Arbeitsschritte in der (Groß-)Küche.

„NEU.LAND. hat mit dem Stakeholder Forum gezeigt, welches Potential darin steckt, landwirtschaftliche Forschung, Praxis und die nachgelagerte Wertschöpfungskette an einen Tisch zu bringen.“, so Moritz Wiest.

Bilderauswahl von Moritz Wiest


Lupinello Süßlupinen – Regional, nachhaltig, eiweißreich

Linda Kelly, Biolandhof Kelly

Bild von Linda Kelly

Unsere Keynote Speakerin Linda Kelly ist aus Leidenschaft Unternehmerin & Landwirtin. Auf dem Biolandbetrieb von Familie Kelly nördlich des Bodensees in Baden-Württemberg (Landkreis Sigmaringen) gilt die Leidenschaft der Süßlupine. Diese Leidenschaft spiegelt sich in ihrer Arbeit und ihren „Lupinello“ Lupinenprodukten wider. Das Motto lautet: „Vom Acker auf den Teller“ mit eiweißreichen regionalen Lupinenprodukten wie Lupinenflocken, Lupinenmehl, Lupinenkerne, Lupinenschrot, Lupinensamen und Lupinenkerne gekocht. Der Lupinenkaffe zählt ebenso zum Sortiment wie Lupinenkosmetik und Lupinenkaffeelikör.
Der Biolandhof Kelly ist darüber hinaus mit Ackerbau, Grünland, Landschaftspflege, Energiegewinnung, Mastrinderhaltung und Direktvermarktung vielseitig aufgestellt und denkt dabei in Kreisläufen.

Weitere Informationen www.biolandhof-kelly.de


Linda Kelly gab in ihrem Impulsvortrag Einblicke in die zehnjährige Erfolgsgeschichte hinter „Lupinello“, angefangen beim Anbau der weißen Lupine über die betriebseigene Verarbeitung bis zur eigenen Direktvermarktung. Alles wird selbst geerntet, verarbeitet und vermarktet, sowohl über ihren Onlineshop, als auch über Wiederverkäufer, Märkte/Messen, Hofladen, Genussboxen usw. Auch das Marketing macht Linda Kelly selbst, darüber hinaus ist sie im Bereich Social Media sehr aktiv. Diese Bemühungen zahlen sich aus und Linda Kelly wurde bereits mehrfach ausgezeichnet, unter anderem als Unternehmerin und Landwirtin des Jahres beim CeresAward 2019.

Auf die Frage, was ihr beim Aufbau ihres Betriebszweiges geholfen hat und was auch anderen Betrieben beim möglichen Einstieg in neue Betriebszweige im Bereich der innovativen pflanzlichen Lebensmittel helfen würde, antwortete Linda Kelly: „Man muss an seine Idee glauben, auch wenn man am Anfang vielleicht belächelt wird.“

Bilder von Linda Kelly während ihres Keynote


Aktuelle Trends für Produkte von bayerischen Äckern

Dr. Burkhard Schaer, Mit-Geschäftsführer von ECOZEPT

Der LfL-Forschungsschwerpunkt Innovative Lebensmittel vom Acker hat in diesem Jahr eine Marktpotentialanalyse zur Abschätzung von Trends für Kulturen von bayerischen Äckern in Auftrag gegeben. Die ersten Ergebnisse der noch nicht veröffentlichten Studie wurden von Dr. Burkhard Schaer, Mit-Geschäftsführer von ECOZEPT vorgestellt. Thema des Vortrags waren die aktuelle Marktlage, Trends und Handlungsempfehlungen.

Die Studie befindet sich aktuell in der Fertigstellung und steht zunächst als Arbeitsgrundlage für den LfL-Forschungsschwerpunkt zur Verfügung. Eine weitere Veröffentlichung der Ergebnisse ist geplant.
Mehr zum Thema auf der ECOZEPT Homepage

Bilder von Burkardt Schaer während seines Vortrags



Breakoutsessions zu verschiedenen Themen

Im Anschluss zum Vortragsteil der Veranstaltung konnten die Teilnehmenden in den Breakoutsessions mit Moderatoren und Impulsgebern zentrale Fragestellungen diskutieren.

Ausblick - Was folgt aus dem Stakeholder Forum?

Bild von LfL-Präsident Stephan Sedlmayer

LfL-Präsident Stephan Sedlmayer zeigte sich mit dem Stakeholder-Forum sehr zufrieden. "Es war eindrucksvoll zu sehen, welche Rolle innovative Kulturpflanzen und neue Ernährungsformen in der bayerischen Landwirtschaft spielen können und welche Herausforderungen zu meistern sind, um die Potenziale tatsächlich zu nutzen", so sein Fazit. "Die LfL hat sich zum Ziel gesetzt, einige dieser Herausforderungen in laufenden und künftigen Projekten aufzugreifen."
Der LfL-Forschungsschwerpunkt wird die Inhalte und Erkenntnisse des Stakeholder Forums aufgreifen und weiterdenken. Dabei spielen die Diskussionsinhalte, Erfahrungen und Impulse der Teilnehmenden eine wichtige Rolle. Wo sind Handlungsfelder und wo können beispielsweise Anknüpfungspunkte für weitere Forschungsaktivitäten identifiziert werden?
Die große Resonanz auf die Veranstaltung, das positive Feedback der Teilnehmenden und die vielen Diskussionen während der Veranstaltung zeigten, wie viel in diesem Bereich in Bewegung ist und dass das Thema für ein Stakeholder Forum richtig gewählt war.


Eindrücke aus der Veranstaltung



Rückbilck auf das Programm und unsere Mitwirkenden

Hier können Sie das Detailprogramm zur Veranstaltung herunterladen


Das Europäische Institut für Innovation und Technologie (EIT) ist eine Einrichtung der EU mit mehreren thematischen „Knowledge & Innovation Communities“, in Bereichen mit besonderem Innovationsbedarf. EIT Food (https://www.eitfood.eu/) ist als eine dieser „KICs“ das größte europäische Netzwerk für Landwirtschaft, Ernährung und Lebensmittel mit Partnern aus der Industrie, Forschung und Lehre sowie auch außeruniversitären Forschungseinrichtungen. Über verschiedene europäische Förderprogramme konnte EIT Food bereits mehr als 350 AgriFood Startups in Europa etablieren. Auch auf lokaler Ebene engagiert sich EIT Food über das Projekt „Food Entrepreneurship made in Bavaria“ in Kooperation mit der TUM für mehr Innovationstransfer im Agrarbereich. Das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten ist seit 2021 mit all seinen Ressortforschungseinrichtungen Partner im EIT Food Netzwerk.

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