Stakeholder Forum - Breakoutsession 4

Start-ups & Landwirtschaft – Chancen für neue Wertschöpfungspartnerschaften


Von der neuen Kultur zum innovativen Produkt – Chancen und Herausforderungen in der Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Startups diskutierten die Teilnehmenden dieser Diskussionsgruppe mit Friederike Wagner von EIT Food.

Impulsgeber der Breakoutsession


Friederike Wagner, Entrepreneurship Facilitator bei EIT Food West

Als Entrepreneurship Facilitator ist Friederike Wagner Teil des Business Creation Teams von EIT Food West und in ihrer Rolle für den Aufbau eines regionalen AgriFood Ökosystems in Bayern verantwortlich, welches innovative Startups mit Akteuren aus Forschung, Bildung und Wirtschaft verknüpft. Innerhalb des vom StMWi geförderten Projektes „Food Entrepreneurship made in Bavaria“ unterstützt sie junge Unternehmen in der Skalierung und Vernetzung und ermöglicht ihnen den Zugang zu europäischen Märkten, Förderprogrammen und Partnern. Friederike ist Expertin im Startup Business Development und war lange im Bereich der Exportförderung deutscher KMUs tätig. 2024 steht vor allem die Zusammenarbeit zwischen bayerischen Landwirten und AgriFood Startups im Fokus ihrer Aktivitäten.
Nähere Informationen https://www.eitfood.eu

Maria Schramm, Geschäftsführerin von SOTO

Seit über 35 Jahren stellt SOTO im Chiemgau Lebensmittel aus 100% biologischen Zutaten her. Das bayerische Familienunternehmen leistete damit Pionierarbeit im Bereich pflanzlicher und fleischloser Bio-Spezialitäten. Die Produktvielfalt reicht heute von orientalischem Falafel und trendigen Burgern hin zu knusprigen Teigrollen und ist in vielen Teilen Europas erhältlich. Bei den Rohstoffen wird auf Regionalität, auf samenfeste Sorten und Sortenvielfalt geachtet und die Ware, wenn möglich, auch aus den heimischen Öko-Modellregionen bezogen.
Nähere Informationen www.soto.de

Matthias Coufal, CEO & Co-Founder der HANS Brainfood GmbH

HANS Brainfood ist ein Startup aus Regensburg, das mit bayerischen Biobauern zusammenarbeitet und es geschafft hat, verschiedene Hanfprodukte im Einzelhandel zu positionieren: Von Samen, Riegeln, Protein Pulver über Gummibärchen und CBD Öl ist alles dabei. Die Regensburger sind damit nicht nur Experten für ein Superfood, sondern auch Vorbild für den Aufbau einer regionalen und nachhaltigen Wertschöpfungskette.
Nähere Informationen https://hansbrainfood.de/collections/hanfsamen

Marie Ammann, Agrifood Tech Venture GmbH der BayWa

Marie Ammann ist als neues Mitglied des Investmentteams der Agrifood Tech Venture GmbH der BayWa für die Themen Startups & Innovation verantwortlich. Ihr Fokus liegt auf strategischen Investments von Zukunftstechnologien, die die Produktion und Verpackung von Lebensmitteln entlang der Wertschöpfungskette wirtschaftlicher und gleichzeitig nachhaltiger gestalten. Weitere Arbeitsschwerpunkte sind Impact Crops, Regenerative Landwirtschaft, Alternative Proteine sowie Automatisierung & Digitalisierung.


Impulsvorträge zu vier verschiedenen Herangehensweisen zu einer Zusammenarbeit zwischen Unternehmen (Start-Ups und Landwirten)

  • Matthias Coufal von Hans Brainfood erzählt, wie sie auf eigene Initiative mit Landwirten zusammengefunden haben und welche Herausforderungen es dabei gab.
  • Maria Schramm von Soto erzählt als „alter Hase“ und Pionierin im Bereich innovative pflanzliche Produkte, wie sie das Thema damals angegangen sind, was sie Startups heute raten würde und wie sie mit Öko-Modellregionen zusammenarbeiten.
  • Raphaela Lex vom Biohof Lex erzählt, wie sie über die LfL mit Startups wie Good Crop zusammengekommen ist und was ihr diesbezüglich als Landwirtin wichtig ist
  • Marie Ammann vom Investmentteam der Agrifood Tech Venture GmbH der BayWa erzählt, wie sie Startups und Landwirte zusammenführt und was beide Seiten dafür mitbringen müssen.

Herangehensweisen

Neustarter finden die passenden Landwirte über Netzwerke wie z.B. Naturland, LEGUNET, die Öko-Modellregionen oder die BayWa und die LfL. Keiner der Neustarter ist ohne einen Vermittler zum anderen gekommen. Auch interessierte Landwirte müssen also in einem Netzwerk/Verband oder durch Forschungsarbeit bei der BayWa oder LfL sichtbar werden, dann können sie von Startups gefunden werden. Startups und Unternehmen haben selten die Kapazitäten, mehrere Landwirte anzusprechen und kennenzulernen, sie brauchen eine effiziente Vermittlung zum richtigen Landwirt mit der richtigen Kultur und natürlich auch jemanden, der die Sprache der Landwirte spricht. Häufig erfolgt der Einstieg in Kooperationen auf Vertrauensbasis. Neustarter sollten zudem von sich und ihren Ideen und Produkten überzeugt sein.

Herausforderungen

In der Zusammenarbeit mit Landwirten, die die Rohstoffe für neue Produkte liefern, ergaben sich anfangs nicht selten schwankende Qualitäten und Erträge. Es ist somit erforderlich, ein gewisse Möglichkeit der Toleranz gegenüber diesen Schwankungen zu berücksichtigen. Viele Kooperationen starten auf Vertrauensbasis und nicht direkt mit dem Vertragsanbau. Letzterer erfolgte dann bei einer Höherskalierung und einem größeren Lieferantenpool, der es ermöglicht, Qualitätskriterien festzulegen und diese bei den Zulieferern durchzusetzen.

Viele Start-Ups beginnen mit kleinen Produktionsmengen, die teilweise sogar über die eigenen Verarbeitungskapazitäten selbst hergestellt werden können. Im Falle einer Höherskalierung sehen sich die Start-Ups der Herausforderung ausgesetzt, einen Lohnhersteller zu finden. Dies erweist sich häufig als ein sehr stark gehütetes Geheimnis unter den Wettbewerbern, weil sie ihre Rezeptur auch an die Unterauftragnehmer weitergeben. Einige spezielle Herausforderungen kamen beim Hersteller von Hanfproduktion zur Sprache: das Start-Up (Hans Brainfood) wird überdurchschnittlich oft von Behörden kontrolliert, kann aus Gründen von rechtlichen Einschränkungen kaum Werbung machen und bemängelt die fehlende Planungssicherheit, welche Inhaltstoffe demnächst erlaubt bzw. verboten sein werden.

Chancen/Potenziale

Sowohl für Landwirte, die diversifizieren als auch für Startups, die neue Ideen im Food-Bereich mitbringen, ist es in vielen Fällen eine Erleichterung und ein Anreiz, etwas Neues anzubauen und auszuprobieren, wenn der Zugang zu Rohstoffen erleichtert wird (z.B. Saatgut im Rahmen der Praxisforschung der LfL). Weiterhin sind Unterstützungen (z.B. Marktzugang, Verpackungslösungen) und Ausfallskompensationen von großen Investment- und Unterstützungsfirmen (z.B. Agrifood Tech Venture GmbH) sehr hilfreich. Großes Potenzial sehen beide Seiten z.B. beim Anbau bestimmter Leguminosen als Proteinalternativen (z.B. Schwarze Bohne).

Die Zusammenarbeit zwischen Startups und Landwirten kann auch für gemeinsames Marketing genutzt werden (Soto macht z.B. gemeinsame Werbefilme mit den Landwirten). Beide Seiten können dabei reflektieren, wie sie die Vorteile der Regionalität bzgl. Umweltfreundlichkeit besser hervorheben und messbar machen können, um das für den Verbraucher verständlich zu machen. Dies wird als besserer und effektiverer Weg angesehen, als z.B. die CO2 Emissionen ihrer Produktion mit Projekten im Ausland zu kompensieren. An die Politik richten sich altbewährte Wünsche: mehr Verlässlichkeit und Planungssicherheit bei den eigenen betrieblichen Entscheidungen sowie klare Richtungsvorgaben für strategische Ausrichtungen (z.B. Einhaltung der Bio-Ziele, politische Unterstützung der Außer-Haus Verpflegung, Kommunikation und gesunde Ernährung an den Schulen). Weiterhin sollen weitere Fördermöglichkeiten speziell angepasst für Start-Ups im Foodbereich implementiert werden. Hierfür wäre ein starker Praxisbezug der nationalen und EU-weiten Gesetzgebung notwendig.

Bilder aus Gruppe 4