Stakeholder Forum - Breakoutsession 2

Innovative Lebensmittel – Eine Chance für die betriebseigene Verarbeitung und Direktvermarktung?


Wie das Potential aus dem Nachfragetrend nutzen? Die Chancen und Herausforderungen für die erfolgreiche betriebseigene Verarbeitung und Direktvermarktung innovativer Produkte diskutierten die Teilnehmenden dieser Gruppe zusammen mit der Moderatorin Dr. Sophia Goßner (LfL) und den Impulsgebern.


Impulsgeber der Breakoutsession


Linda Kelly, Biolandhof Kelly

Lupinello Süßlupinen – Regional, nachhaltig, eiweißreich

Unsere Keynote Speakerin ist aus Leidenschaft Unternehmerin & Landwirtin und liebt es, mit der Natur zusammenzuarbeiten. Diese Leidenschaft spiegelt sich in ihrer Arbeit und ihren „Lupinello“ Lupinenprodukten wider. Das Motto lautet: „Vom Acker auf den Teller“ mit eiweißreichen regionalen Lupinenprodukten. Der Biolandhof Kelly ist darüber hinaus mit Ackerbau, Grünland, Landschaftspflege, Energiegewinnung, Mastrinderhaltung und Direktvermarktung vielseitig aufgestellt und denkt dabei in Kreisläufen.
Weitere Informationen www.biolandhof-kelly.de


Sabine Biberger, Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Ingolstadt-Pfaffenhofen a.d.Ilm

Beratung und Organisation von Seminaren und Qualifizierungen für Direktvermarktung

Seit 2006 ist Sabine Biberger in Ingolstadt Beraterin für landwirtschaftliche Betriebe mit Direktvermarktung. Sie betreut den regionalen Verein „Köstliches vom Lande“ und das Projekt „Schmankerl und Geschenke aus dem Naturpark Altmühltal“. Seit über 10 Jahren organisiert Sabine Biberger bayernweit Seminare für Betriebe mit Einkommenskombination, wie z.B. das Seminar zur Betriebszweigentwicklung Direktvermarktung.
Sabine Biberger ist Mitglied der Arbeitsgruppe Forum Diversifizierung rund um die 24/7-Hofläden und Automatenvermarktung und bietet dazu jährlich Online-Qualifizierung unter der Beteiligung der LfL an.

Nähere Informationen zur Akademie für Diversifizierung mit bayernweiten Angeboten zu Qualifizierungsmaßnahmen der Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.


Peter Böhmer, Initiator, Geschäftsführer und Marktleiter des Farchanter Dorfladen

Der Dorfladen eröffnete im August 2013 in der Rechtsform einer Unternehmer-gesellschaft (UG).
Mit über 250 Anteilseignern und 11 Mitarbeitern ist der Dorfladen ein Vorreiter der Vermarktung von regionalen Lebensmitteln und ein Treffpunkt für Jung und Alt.
Nähere Informationen www.dorfladen-farchant.de/


Kerstin und Florian Pritscher, Landwirtschaftlicher Betrieb Pritscher

Kerstin Pritscher übernahm den Milchviehbetrieb ihrer Eltern im Sommer 2023. Der landwirtschaftliche Betrieb ist aufgrund sich verändernder Rahmenbedingungen auf der Suche nach neuen zukunftsfähigen Wegen. Dabei ist die weiße Lupine ein erster Versuch. Sowohl in der Milchviehfütterung als auch in der Humanernährung ist die Lupine ein interessanter und regionaler Eiweißlieferant. Im Betrieb Pritscher wird die Lupine geröstet und als Kaffeealternative angeboten.
Nähere Informationen www.makawe.net/produkt/guenter/


Zusammenfassung der wichtigsten Diskussionspunkte, Ideen und Erfahrungen der Teilnehmenden


Auf die Frage, was es braucht, damit mehr Direktvermarkterinnen und Direktvermarkter die Chancen von innovativen pflanzenbasierten Lebensmitteln erkennen, diese anbauen, weiterverarbeiten und direktvermarkten, wurden von den Teilnehmenden folgende Punkte erarbeitet:


Verbraucher

  • Verbraucherbildung: bereits bei der jungen Generation ansetzen (Kunden von morgen)
  • Durch erlebnisorientierte Angebote einen Zugang zu den neuen Lebensmitteln und mögliche Zubereitungen schaffen
  • Kooperationen mit der Gastronomie: hier probieren Kunden leichter etwas Neues
  • Influencer für die Bewerbung der neuen Lebensmittel einbinden, d.h. Soziale Medien zur Verbraucheraufklärung nutzen, „Lust“ auf pflanzliche Lebensmittel fördern, Wissen über Rezepte, Umgang, usw.
  • Beim Verkauf auch Rezepte anbieten
  • Pflanzliche Produkte nicht als Ersatz für Fleisch, sondern als eigenständige, unabhängige Produkte darstellen

Beratung und Bildung

  • Neue Wege in der Beratung wagen: Praxisversuche direkt mit Landwirten, kurze Kommunikationswege zwischen Beratern und Landwirten über WhatsApp Gruppen, vgl. Schottland
  • Verstärkte Wissenskommunikation und Öffentlichkeitsarbeit zu Forschungsergebnissen
  • Neue Kulturen in die landwirtschaftliche Ausbildung aufnehmen inkl. Exkursionen, um den Blick zu weiten
  • Schaffung von regionalen Innovationszentren, wie z.B. der Food Startup Inkubator in Weihenstephan
  • Staatliche Beratung hält bei Nischenkulturen aktuell noch nicht mit den Entwicklungen in der Praxis Schritt
  • Themen wie innovative Pflanzen bzw. Lebensmittel in den Lehrplänen bei Ausbildung Landwirt, Gärtner, Landwirtschaftsschule, Meisterschulen, Fachschulen, Hochschule, Universität aufgreifen

Netzwerk

  • Multiplikatoren nutzen wie DEHOGA oder regionale Verbände
  • Bauer-zu-Bauer-Gespräche, Arbeitskreise, Demo-Netzwerke
  • Internationaler Austausch mit Ländern, in denen die neuen Kulturen beheimatet sind, um Wissen über Anbau und Verarbeitung zu sammeln
  • Kooperationen mit anderen Landwirten (Anbaugenossenschaften, Maschinen, Logistik), um genügend große Mengen für Weiterverarbeiter zur Verfügung stellen zu können (Es gibt aber gewisse Einschränkungen: Gerade im Bereich Speiseleguminosen macht es Sinn, sich die Reinigungs- und Verarbeitungstechnik wegen der Gefahr der Kontamination mit Allergenen selbst anzuschaffen. Bio-Betriebe können Aufbereitungsanlagen in der Nähe, über die auch konventionelle Produkte laufen, nicht nutzen.)
  • Dorfläden für neue Produkte als „Geburtshelfer“ gewinnen (Produkte dürfen nicht nur klassische Geschenke werden, sondern müssen regelmäßig im Einkaufskorb landen)
  • Austausch zwischen ökologischen und konventionellen Betrieben fördern, um Synergien besser nutzen zu können
  • Ggf. Verarbeitung auslagern, um sich auf das Kerngeschäft des Betriebes fokussieren zu können

Förderung

  • Förderungen helfen nur bedingt, viele Landwirte wollen sich nicht so lange binden, bürokratischer Aufwand ist enorm
  • Wenn Förderung, dann Hilfe zur Selbsthilfe, sodass Projekte nach Auslauf der Förderung eigenständig weiterlaufen können (Anschubfinanzierung)
  • Problem: Infrastruktur bei Lebensmittelverarbeitung fehlt. Kooperationen von Betrieben für gemeinsame Verarbeitung fördern
  • Anbaugenossenschaften fördern: Damit z.B. bei Groß-Käufern große Mengen geliefert werden können und die Liefersicherheit gegeben ist.
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